Übersetzung: Elberfelder 1871

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Beschreibung

Die Elberfelder Bibel von 1871 ist in vielerlei Hinsicht eine bemerkenswerte Übersetzung. Zunächst markiert sie als erstmalige Veröffentlichung der vollständigen Bibel resultierend aus früheren Übersetzungsbemühungen den Beginn der Übersetzungsgruppe der Elberfelder-Bibeln. Ihre Entstehung ist dabei untrennbar mit der deutschen Brüderbewegung verbunden. Der Bedarf für diese neue Übersetzung ging auf die Missstände in der weit verbreiteten Luther-Bibel zurück, gleichzeitig sollten aber auch die neuesten Handschriften-Funde sowie die Ergebnisse der einsetzenden Textkritik berücksichtigt werden, weshalb in erster Linie eine philologische Übersetzungsmethodik angewendet wurde – eine für die damalige Zeit eher untypische Vorgehensweise, was mit ein Grund für die Verbreitung der Elberfelder-Bibel über die Brüderbewegung hinaus gewesen sein mag.

Von der Textgestalt her bricht die Elberfelder 1871 mit der herkömmlichen Textgrundlage nach dem Textus Receptus, konnte aber gleichzeitig noch nicht auf den vollen Umfang des modernen textkritischen Grundtextes zurückgreifen, da dieser erst noch im Entstehen begriffen war. Damit nimmt sie eine Art „Zwischenstatus“ ein, welcher noch verstärkt wird durch den Anhang „Noten zu den im Text verzeichneten Ziffern“, in dem hauptsächlich die Übersetzung nach dem Textus Receptus wiedergegeben wird. Im Unterschied zu späteren Fassungen der Gruppe der „alten Elberfelder-Bibeln“ sind in der Elberfelder 1871 die Einträge dieses Verzeichnisses mit einer Endnote direkt mit den betroffenen Wörtern im Text verknüpft, was die Verwendung dieses Anhangs erleichtert. Daher könnte man die Elberfelder 1871 beinahe schon als eine Art „textkritische Ausgabe“ bezeichnen, da sie in deutscher Übersetzung sowohl den herkömmlichen Text nach dem Textus Receptus als auch einen Grundtext nach den textkritischen Erkenntnissen der damaligen Zeit enthält. Mit der Revision von 1975 (NT) ist dieser Anhang dann gänzlich entfallen, um der ursprünglichen Intention der Elberfelder Übersetzung folgend in der „Revidierten Elberfelder“ einen Text nach dem neuesten wissenschaftlichen Stand zu bieten. Das 18-seitige Vorwort (bestehend aus Vorwörtern zu den verschiedenen Ausgaben der einzelnen Bibelteile) gibt nähere Auskunft über die angewendeten Übersetzungsgrundsätze.

Auffallend sind auch die Fußnoten, da sie im Gegensatz zu vielen anderen Übersetzungen kaum eigene Auslegung enthalten, sondern stattdessen verstärkt Hinweise zu Übersetzungsfragen und zur sprachlichen Wiedergabe geben. Freilich sind trotzdem hier und da Einflüsse aus dem Sondergut der Brüderbewegung zu erkennen, weshalb für spezielle Feinheiten Kenntnisse der Brüdertheologie von Vorteil sind. Nichtsdestotrotz ist die Elberfelder 1871 ob ihrer zeitlichen Einordnung als auch ob des zugrundegelegten Gesamtkonzepts eine recht nützliche Übersetzung, die gerade hinsichtlich mancher Fragestellungen zur Entwicklung der Textkritik Aufschluss geben kann.

Rechtliches

Der Übersetzungstext der Vollbibel wird als gemeinfrei angesehen, was sich laut Martin Arhelger aus folgender Urheberschaft ergibt:

Urheber Beteiligung Todesjahr
John Nelson Darby AT, NT 1882
Julius Anton Eugen von Poseck NT 1896
Carl Friedrich Wilhelm Brockhaus AT, NT 1899
Hermanus Cornelis Voorhoeve AT 1901

Die Bibel ist somit am 1972-01-01 in die Gemeinfreiheit übergegangen. Der SCM R. Brockhaus Verlag als ehemaliger Rechteinhaber und/oder Rechtsnachfolger hat die Gemeinfreiheit am 2013-06-12 bestätigt.

Digitale Fassungen

Von Martin Arhelger sind Scans des Originals jeweils als AT und NT bereitgestellt worden, welche optisch als identisch mit „Elberfelder 1871, 3. durchgesehene Ausgabe NT“ des im Projekt „Freie Bibel“ erfassten Exemplars identifiziert wurden, weshalb sie unter www.freie-bibel.de ebenfalls zum Download angeboten werden. Ferner stellt auch bibel.myvnc.com eine Kopie davon bereit und elb-1855-1859-1871.jimdofree.com eine des ATs.

Neben der Digitalisierung im Rahmen des Projekts „Freie Bibel“ gibt es die ähnliche Unternehmung von Markus Oehler und Wolfgang Schultz (allerdings in Zefania XML), welche auf einer anderen Elberfelder-Fassung aufbaut und die Differenzen zum 1871er-Text anhand der Scans von Martin Arhelger einpflegt. In Kooperation mit diesem Projekt werden die Digitalisate von „Freie Bibel“ anschließend in die Zefania-Dateien übertragen. Ein weiteres Digitalisierungsprojekt wurde von Manuel Schmudde für TheWord („verse-per-line“-Format) gestartet, scheint aber mittlerweile inaktiv zu sein. Ferner gibt es eine Reihe von Bibelmodulen, die fälschlicherweise für die Fassung von 1871 gehalten werden:

Ort Fassung Informiert
bible.com (YouVersion) Vermutlich Elberfelder 1927 2011-12-09
amazon.de (Kindle) Vermutlich Elberfelder 1927 2012-03-20
amazon.com (Kindle) Vermutlich Elberfelder 1927 2012-03-21
bibel-aktuell.org1 Vermutlich Elberfelder 1927 2012-08-21
amazon.de (Kindle) Vermutlich Elberfelder 1927 2012-08-25
SWORD-Modul Vermutlich Elberfelder 1927 2013-07-29
newchristianbiblestudy.org Vermutlich Elberfelder 1927 2013-08-06

Diese Missstände hinsichtlich der digitalen Fassungen sind ursächlich für einen Fehler in einer wissenschaftlichen Publikation, wo Miriam Marie Hirschauer in ihrer Bachelorarbeit „Syntaktische Komplexität – Ein Vergleich deutscher Bibelübersetzungen vom 16. Jahrhundert bis heute“ (oder via Amazon) von Seite 11-13 einen falschen „Elberfelder 1871“-Text zugrundelegt, um darauf zwei Tabellen, eine über Nebensätze und eine über Konjunktionen, aufzubauen. Auf Seite 24 geht sie davon aus, dass die Elberfelder 1871 in Matthäus 3,16 „Und also Jesus getauft war“ lesen würde, obwohl der Text tatsächlich „Und als Jesus getauft war“ lautet. Ebenso wird Offenbarung 20,8 mit „deren Zahl wie der Sand des Meeres ist“ wiedergegeben, obwohl er eigentlich „deren Zahl ⟨ist⟩ wie der Sand des Meeres“ lauten sollte. Für Offenbarung 20,10 wird „wo sowohl das Tier ist als auch der falsche Prophet“ angenommen, im Original findet sich aber „wo beide ⟨sind,⟩ das Thier und der falsche Prophet“. Als Quelle für den Bibeltext wird im Literaturverzeichnis auf Seite Ⅱ bibel-aktuell.org angegeben, allerdings stammt der dort angebotene Text wahrscheinlich seinerseits wiederum aus einer anderen der o.g. Quellen.

Johannes Biermanski zitiert mindestens in „Die Heilige Schrift: Das Neue Testament & Die Psalmen – Das Buch Daniel – Band 1“, erschienen im Ebozon-Verlag, ausführlich einen nicht-authentischen Text, der aus der Elberfelder 1871 sein soll, obwohl das erklärte Ziel dieser Publikation ist, „alle Fälschungen aus den heutigen Bibeln (im Neuen Testament), die bisher bekannt sind, rückgängig zu machen“.

Es gibt nur wenige Webseiten, die den echten Text der Elberfelder 1871 auszugsweise durch eigene Digitalisierung anbieten:

Ort Überprüft
lexilogos.com (1. Korinther 13 Sprachenvergleich) 2013-02-07
obohu.cz (Matthäus, Hebräer und Jakobus) 2013-07-17
bibel.myvnc.com (Matthäus im NT-EPUB)2 2020-04-22

Fußnoten

  1. Oben rechts in dem DropDown-Menü die Übersetzung auswählen und OK klicken. 1.
  2. Die Überprüfung hat ergeben, dass der Text höchstwahrscheinlich einem Stand des Digitalisierungsprojekts von Markus Oehler entnommen ist, denn das gesamte Matthäus-Evangelium stimmt komplett mit dem des Projekts „Freie Bibel“ überein (bis hin zur typografischen Sonderzeichenwahl), welcher als Korrekturlesung in das besagte Zefania-XML-Projekt eingeflossen ist. Die einzigste Ausnahme ist in Matthäus 23,14 zu finden, wo der allein stehende Punkt entfernt wurde. In anderen Bibelbüchern, die dem Projekt „Freie Bibel“ noch fehlen, scheint das EPUB der Zefania-XML-Fassung zu folgen. 1.